Buffy the Vampire Slayer: Staffel 8, Band 1: Die Rückkehr der Jägerin
Titel: Buffy the Vampire Slayer: Staffel 8, Band 1: Die Rückkehr der Jägerin
OT: Buffy the Vampire Slayer Season Eight Vol. 1: The Long Way Home
Autor: Joss Whedon
Zeichnungen: Georges Jeanty, Paul Lee
Tusche: Andy Owens
Farben: Dave Stewart
Ü: Claudia Kern
Seiten: 128
ISBN: 978-386607477-4
Verlag: PaniniComics, 2008
Rezension: Frank Drehmel
Nachdem am Ende der siebten Buffy-Staffel von Sunnydale nicht mehr als ein großer Krater übrig geblieben ist und Hunderte Mädchen mit mystischen Kräften gesegnet wurden, haben unsere Scoobies mittlerweile ein global agierendes Netzwerk von Jägerinnen ins Leben gerufen, um den Mächten des Bösen weltweit vor Ort Paroli bieten zu können. Von einer ultramodernen Einsatzzentrale aus koordiniert Xander Harris die Aktionen der einzelnen Teams, während sich Giles, Andrew und B der Ausbildung der Nachwuchskriegerinnen widmen.
Noch bestimmt der Kampf gegen “normale” Dämonen, Vampire und ähnliches Kroppzeug das Tagwerk der Kämpfer, doch am Horizont taucht ein neuer, geheimnisvoller Feind auf. Der Einfluss jener Organisation, die sich dem Anschein nach der Vernichtung der Jägerinnen verschrieben hat und deren Mitglieder das Symbol der Dämmerung tragen, reicht bis in hohe militärische Kreise. Nicht nur, dass der Gegner dadurch Zugang zu vielfältigen technischen Ressourcen hat, auch das Rekrutieren von Verbündeten fällt ihm dadurch leicht.
Eine dieser Verbündeten ist Hexe Amy, die - Kenner der TV-Show werden sich erinnern - einige Jahre ihres Lebens in Rattengestalt fristen musste und die später dazu beitrug, dass Willow magiesüchtig wurde. Amy, deren arkane Kräfte denen der rothaarigen Hexe (fast) ebenbürtig sind, und ihr neuer, hautloser Freund Warren (vgl. Staffel 6) haben eine Rechnung mit den Scoobies offen, die mit Blut und/oder Wahnsinn bezahlt werden soll.
Der Zeitpunkt ist gekommen, mich als Buffy- und Angel-Fan zu outen. Ich könnte an dieser Stelle über Dialoge voller Esprit und Wortwitz, innovative und originelle Folgen-Konzepte oder faszinierende Charakterentwicklungen labern, aber hier geht es nicht um die TV-Show, sondern um den Comic. Wichtig ist nur: die TV-Serie liefert zum einen den inhaltlichen Maßstab, zum anderen leiten sich aus ihr natürlich auch einige grafische Restriktionen ab.
Beginnen wir mit dem Artwork: abgesehen davon, dass G. Jeantys und P. Lees detailarmen Zeichnungen generell der Geruch einer undefinierbaren, wenig ambitionierten Mainstream- Arbeit für die breite Masse anhaftet, die auch auf die vielen Buffy-Fan-Girls nicht abschreckend wirkt, liegt das Manko der Grafik vor allem in der - vorsichtig formuliert - geringen äußerlichen Nähe der Comic-Charaktere zu den “realen” Figuren. Zugegeben, hin und wieder ist eine gewisse Ähnlichkeit nicht von der Hand zu weisen, doch sind diese Momente eher zufälliger Natur, denn in toto gelingt es den Zeichnern nicht, die Schauspieler mit wenigen Linien hinreichend exakt aufs Papier zu bannen. Damit bleiben dem Leser die Figuren - und hier insbesondere Buffy - zumindest in visueller Hinsicht fremd, so dass er wiederholt gezwungen ist, sich bewusst zu machen, wer da eigentlich gerade agiert.
In Bezug auf die Story ist ein Urteil weniger schnell gefällt. Auch wenn einige Erklärungen deutlich konstruiert bzw. vordergründig wirken und ihr Sinn alleine darin besteht, eine Kontinuität mit der TV-Serie herzustellen - etwa die Ausführungen zu Buffys Doppelgängern oder Amys Verbindung mit Warren -, so spiegelt sich in der Story insgesamt der leicht trashig-positive Charme der Show durchaus wider. Durchgeknallte Militärs (hatten wir zwar schon in ähnlicher Weise in Staffel 4, aber egal ... ), die unter dem Signet der Dämmerung Jägerinnen jagen, Hexen, Dämonen, Zombies und Vampire lassen mangels Kapitel-Kohärenz gute alte “Monster of the Week”-Erinnerungen aufleben.
Natürlich rechtfertigt das alleine noch keine positive Bewertung, denn um den - diesen - Comic zu tragen, wären fesselnde Charakterzeichnungen und spritzige Dialoge in gleichem Maße bedeutsam. Und eben hier kann “Die Rückkehr der Jägerin” den TV-Shows nicht annähernd das Wasser reichen. Man merkt zwar, dass Whedon sich redlich abmüht, frischen Sprechblasen-Wind in die Geschichte zu bringen, aber bis auf wenige Ausnahmen zünden die Gags nicht. Die Ursache dafür ist schnell ausgemacht: es fehlt im statischen Comic die Körpersprache, die Mimik und das Timing, welche für ein Funktionieren von Gags mitentscheidend sind. Besonders deutlich wird dieses bspw. in jener Szene, in der Andrew Nachwuchsjägerinnen unterrichtet und dabei - wie gehabt - in Star Wars-Sphären abgleitet. In der TV-Show sorgten solche Reminiszenzen und Exkurse regelmäßig für Heiterkeit - zumindest bei Serien-Nerds wie mir - , im Comic wirkt das Ganze unglaublich dröge und witzlos.
Auf der zwischenmenschlichen Ebene bzw. in den Charakterentwicklungen herrscht ebenfalls relative Trostlosigkeit. Ein zentrales Thema der Serie war das Erwachsen werden der Protagonisten, der allmähliche Verlust jugendlicher Unbeschwertheit auf Grund düsterer, prägender Erfahrungen. Dieses alles scheint nun vergessen! Buffy versohlt als niedliches, oberflächliches Power-Girly, dem man das Lamentieren über die Härte der Welt nicht abnimmt, Pösen Puben den Arsch, während Daddy “Xander” Cool mit “High Tech”-Equipment spielen darf. Dieses ist keine stringente, kontinuierliche Fortentwicklung der Serien-Charaktere, sondern ein Rückfall in infantilen Aktionismus und vordergründiges Posing. Da Willow - wie ein störendes Element - permanent fehl am Platz wirkt und keine rechte Bindung zu den anderen Figuren und der Handlung findet, Giles sowie Dawn nur “kleinere” Rollen spielen, bleibt es allein dem Nebencharakter Andrew vorbehalten, das Serien-Banner hoch zu halten. Insgesamt wirkt es, als hätten die Protagonisten sich nichts mehr zu sagen.
Fazit: Nur für Hardcore-Fans der TV-Show, so sie denn mit Enttäuschungen zu leben vermögen. Alle anderen werden weder der Story folgen können, noch die zahlreichen Anspielungen verstehen. Für sie gilt daher: Hände weg!